Zündapp green S150 MTB
Eine kurze persönliche Bewertung zum Fahrrad (Pedelec) der Marke Zündapp, verkauft durch den Discounter Real.
Ich fahre eine normales MTB, meine bessere Hälfte ein Pedelec mit Mittelmotor. Wenn es dann an den Berg geht oder lange Strecken mit Gegenwind, dann hänge ich beim Fahren früher oder später hinterher und der Andere muss warten - das kann ein bisschen nervig sein, je nach Strecke. Also dachte ich mir, für den Urlaub mal auf ein Pedelec zu schielen . Da ich bis dato noch nicht von einem Ebike (Pedelec) überzeugt war, sollte es ein günstiges Neues oder ein gebrauchtes Rad sein. Gebraucht war der Preisabstand zum Neuen (günstigen Modell) nicht sehr gross. Die Wahl war getroffen: ein neues günstiges sollte es sein. Zumal verbraucht sich der Akku, Verschleissteile und Garantie sind bei der Endscheidung neu/gebraucht mit zu berücksichtigen.
Also habe ich die Discounter Angebote gecheckt. Die Wahl fiel dann nach Abgleich von Angebot, Preis, Leistung auf das o.g. Es sollte ein Hardtail und Heckmotor sein.
Es spielt eine untergeordnete Rolle, welcher Name auf vielen günstigen, aus Deutschland kommenden E-Bikes als Hersteller genannt wird, etliche kommen aus der Prophete Schmiede. Ob Zündapp, Rex oder wie sie alle heißen. Teile Marken wie Blaupunkt (Motor, Akku etc. ) werden nur noch als Trademark benutzt (z.B. Zündapp, Blaupunkt) gibt es in den alten bekannten Konstellation nicht mehr. Es handelt sich bei vielen (zumindest die E-Teile) um Produkte aus Fernost. Nicht desto trotz, habe ich kurz Bewertungen gecheckt und wollte mir das Rad vor Ort ansehen, da war der eine Discounter definitiv besser als die Anderen aufgestellt, so dass meine Besichtigung positiv ausfiel und ich das Vehikel gleich mitgenommen habe.
Kurze technische Specs und Lieferumfang:
Motor: Blaupunkt Hinterradmotor 36 Volt Leistung 250 Watt/ 30 NM.
Steuereinheit: Blaupunkt LED Display
Akku: Blaupunkt Downtube Akku 36 Volt/ 10,4 Ah/ (374 WH) max. Reichweite ca. 100 km (je nach Fahrweise)
Schaltung: Shimano Acera 24-Gang Kettenschaltung
Bremsen: Shimano hydraulische Scheibenbremse
Sattel: MTB Sattel Prophete
Laufräder: Alu Airliner Felge, mit MTB Plus Bereifung
Gabel: Suntour XCT Federgabel
Vorbau: Alu-A-Head Vorbau
Lenker: Downhill-Lenker
Ständer: Ursus Wave Hinterbauständer, schwarz, einstellbar
Pedale: Pedale Flat Kunststoff
weiterhin: Ladegerät, Anleitungen, Prohete Kompaktwerkzeugsatz.
Zum Rad selbst: es ist vormontiert, so steht es auch in der Beschreibung. D.h. Pedale sind noch anzuschrauben, Lenker noch zu befestigen und ein grundsätzliches Checkup ist noch durchzuführen. Um es Vorweg zu nehmen: Man sollte ein grundsätzliches technisches Verständnis der Materie Fahrrad sowie im Umgang mit Werkzeug mitbringen, wenn der Checkup selber durchgeführt werden soll.
Die Bezeichnung ”vormontiert” passt zum Lieferumfang.
Ich musste die Schraubverbindungen checken, nachziehen, Lenker, Sattel einstellen, einen verkorkst angebrachten Ständer wieder richten. Feintuning an der Kettenschaltung vornehmen. Danach war alles fest, Schaltung knackte nicht mehr, Positionen waren optimal eingestellt. Weiteres Feintuning erfolgt bei den Fahrten.
Wer sich mit der Technik nicht auskennt: mit Hilfe von Google und Youtube ist das alles kein Problem, wenn man keine zwei linken Hände hat.
Vorweg ich nutze das MTB auf Strecke und Landwegen, dafür ist es gut. Wer downhill/uphill durchs Gelände, Berge und im Wald fahren möchte, sollte zum MTB in einer anderen Preiskategorie greifen. Da sind Mittelmotor, Hydraulisch Abstimmbare Gabel, Federung eher ein Augenmerk und kosten mehr. Für meinen Anwendungszweck ist es genau das Richtige. Da für mich auch wichtig war das Bike auch ohne Antrieb fahren zu können. Da sind die Mittelmotoren bisher eher im Nachteil.
Also ab aufs Rad. Das übliche Abstimmung Sattel, Lenker während der Fahrt. Der Antrieb war erstaunlich stark (Im Vergleich mit unserem Bosch Mittelmotorrad). Da es sich um ein Pedelec handelt, immer schön treten, dann kommt auch der Antrieb schön nach. Das ist dank der Kettenschaltung ein kein Problem, mit der lässt sich die Trittfrequenz gut anpassen. Stufe 1 der 5 stufigen Elektronik bracht für eine für mich Gefühlt geringe Unterstützung. Bei Steigungen und Gegenwind zog der Motor auf Stufe 2 gut an. Mehr als Stufe 3 hatte ich selten eingeschaltet.
Im Urlaub konnte ich das Rad dann auf Herz und Nieren prüfen.
Akku hält je nach Strecke 1-3 Tage (Tagesziel war so 30-40km). Bei Gegenwind ist es eine schöne Hilfe in Stufe 3. Grosse Steigungen waren auch kein Problem. Das Mittelmotorbike war da allerdings im Vorteil. Ich bin viel mit abgeschaltetem System gefahren und habe keine Behinderung zu meinem normalen MTB festgestellt. Die Stufenregelung war ein LED Display mit Batterieanzeige und 5 Stufen sowie ein Kriechgang. Den KM Zähler Tacho und LCD Display wurde somit eingespart, habe ich aber mit keiner Minute vermisst.
Mein persönliches Fazit:
Pro
- Für Touren unbedingt zu empfehlen
- Preis/Leistung sehr gut
- Keine großen Schwächen im Rahmen und der Technik festgestellt auf den ersten 1000km
- Der Heckmotor greift erst bei einer bestimmten Trittfrequenz und geht dann voll rein.
- Ersatzteile der E Technik sind günstiger und in der Bay gut zu bekommen.
- Klare Weiterempfehlung
Con
- Vormontiert: Nacharbeit ist nötig, allerdings kein Nachteil, wenn man technisch versiert ist
Update im 2. Jahr:
Bisher keine Klagen, alles läuft, hat lange Touren begleitet, Antrieb wird nur zugeschaltet wenn man Ihn braucht. Fährt sich dann wie ein Normalrad. Der Akku ist für einen Tag gut wenn es Bergauf und -ab geht, hat dann immer noch über 50% Reserven laut Display. Geladen wird zwischen 70-40 %, keine Tiefentladungen. Die Abstufung der Antriebsenergie könnte ein bisschen gleitender sein, das liegt aber in der Antriebsart ohne Drehmoment Sensor und Nabenmotor; ist für mich nicht störend. Das Drehmoment bei Bergauf ist für den Motor auch nicht so günstig, aber auch hier siehe Antriebsart Link nach Extern. Gerade bei starken Steigungen sollte bewusst die Kettenschaltung ausgenutzt werden. Bei gemischten normalen Strecken, auch mit Gegenwind fahre ich von Aus, Stufe 1, Stufe2, eher selten höherer Stufen. Mittlerweile mit MTB Schutzblechen. Gepäckträger, komfortableren Sattel, anderem Lenkervorbau ausgerüstet. DIe Ritzelübersetzung ist für MTB, das merkt man klar bei Langstrecke.
Update im 3-5. Jahr:
Keine Defekte, läuft wie gewohnt. Für nächstes Jahr ist ein neuer Hinterradreifen angesagt.Ich versuche den Akku nicht mit 100% zu laden und keine Tiefentladungen zuzulassen. Reichweite so immer einen Tag mit einer Ladung (max 40km mit Bergen), ohne bisher in Nöte zu kommen. Beim Bergauf sollte man rechtzeitig in einen passenden kleineren Gang schalten um eine erhöhte Trittfrequenz zu mehr Motorunterstützung zu bekommen.
Kauf nicht bereut; sehr gutes Preis/Leistungsverhältnis nach wie vor. Im Ebike Markt hat sich auch viel getan was Motoren, Steuerung angeht. Ich würde jetzt ein bisschen mehr Drehmoment und vielleicht einen leicht grösseren Akku (nur Sicherheitsdenken) bei Neukauf in Betracht ziehen.
Anmerkung:
Es gibt viele Antriebsarten und Schaltungen am Markt für E-Bikes. Besser einmal Verschiedenes probefahren, um zu sehen, was einem liegt. Die unterschiedlichen Systeme verhalten sich auch anders in Bedienung und Antriebssteuerung. Vielleicht hat man die Möglichkeit sich bei Freunden für eine Tour was auszuleihen, da sind die Erfahrungen besser als 5 Minuten auf dem Rad. Auch die Rahmenform spielt eine grosse Rolle.
Zum eigentlichen Kaufpreis kam bei mir noch ein anderer Lenkervorbau und Sattel, sowie Akkubeleuchtung dazu. So etwas sollte man in seine Preiskalkulation mit einbeziehen, damit das Rad dann auch "passt".
Unser erstes Pedelec Kalkhoff mit Mittelmotor gab nach 2000km den Motorgeist auf; Kaufpreis 4000€. Das zweite war ein Bergamont mit Mittelmotor läuft noch gut, unter 2000km Kaufpreis 3700€.
Das Dritte, Zündapp Heckmotor, jetzt 1000km Preis 1100€ ist Preis/Leistung aus meiner Sicht das Beste.
Meinungen zu Discounterrädern im Netz
https://www.velomotion.de/magazin/2019/07/aldi-sued-e-bike-2019-test/
https://ebikeers.de/ratgeber/sind-discounter-e-bikes-ihr-geld-wert/
https://www.knetfeder.de/magazin/2012/thema/baumarktfahrrad/